Die Liebe und Neugierde zur Natur wurde unseren Kindern in die Wiege gelegt. Das moderne Leben sowie die Schnelllebigkeit unseres Alltags sorgen jedoch dafür, dass wir uns immer weiter von ihr entfernen. Wohnsiedlungen mit winzigen Grünflächen, immer mehr Menschen auf wenig Raum und teurer Grund und Boden sind nur ein paar der Gründe, weshalb es so ist, wie es ist. Doch viel mehr Menschen sehnen sich wieder nach etwas mehr Ursprung in ihrem Leben. Vor allem Familien mit Kindern möchten ihrem Nachwuchs zeigen, woher eigentlich all das Gemüse und Obst aus dem Supermarkt kommt und so wieder mehr Verständnis für die Umwelt, die Natur und die Arbeit schaffen, die hinter all dem steckt.
Wenn auch dir der Sinn danach steht, dann haben wir hier ein paar Ideen für dich, wie du dein Kind mit kleinen Schritten an dieses Thema heranführst:
Bewusstsein für Erntezeiten
Egal ob großer Garten auf dem Land, ein paar Töpfe auf dem Balkon oder eine gemietete Parzelle im Gemeinschaftsgarten: Der wohl erste Schritt ist das bewusste Wahrnehmen unserer Jahreszeiten – auch in Bezug auf Obst und Gemüse. Erdbeeren im Januar? Kürbisse im Hochsommer oder Weintrauben im Frühling? Wer den Erdbeerpflänzchen im Frühjahr geduldig beim Wachsen zugesehen und sie regelmäßig mit Wasser versorgt hat, der wird merken, dass die leckersten ihrer Art im Mai und Juni auf unseren Tellern liegen. Auch wenn wir unseren Kindern gerne jeden Wunsch erfüllen möchten und es manchmal einfach zu verlockend ist ein Schälchen Erdbeeren auch in der dunklen Zeit zu vernaschen, so kann es durchaus sinnvoll sein, unseren Kindern zu vermitteln: Alles zu seiner Zeit. Ernährungsbewusstsein entsteht so fast nebenbei! Die ersten heimischen Erdbeeren schmecken dann im Frühling nämlich doppelt so lecker!
Eigener Kinderbereich
Wenn deine Kinder auf den Geschmack gekommen sind, dann kannst du ihnen vielleicht einen eigenen kleinen Bereich im Garten oder auf dem Balkon überlassen, der von nun an in ihren Zuständigkeitsbereich fällt. Hier dürfen sie selbst entscheiden, was angepflanzt werden soll und machen so ganz nebenbei die wertvolle Erfahrung, wie viel Pflege und Aufwand es kostet, bis man reife Früchte ernten kann. Außerdem gibt ihnen das ein Gefühl der Eigenverantwortung und bringt Freude am Gestalten. Den eigenen Pflanzen beim Wachsen zuzusehen, ist die optimale Gelegenheit Pflanzzyklen zu beobachten. Am lebenden Objekt sehen Kinder so, wie sich ein Samen zur Pflanze entwickelt und dass manchmal eine Blüte zu Obst oder Gemüse werden kann. Auch für Erwachsene ist dieser Prozess spannend, bei dem sicherlich jeder noch etwas lernen kann.
Beobachten und Lernen
Ist dieses Thema echtes Neuland für euch, dann solltet ihr vielleicht zunächst den sanften Einstieg wählen: Integriere Spiele und Aktivitäten in euren Alltag, die mit dem Garten in
Verbindung stehen. Hierfür eignet sich zum Beispiel die Suche nach bestimmten Pflanzen oder im Garten lebenden Tieren, wie Regenwürmern oder Käfern. Großen Spaß haben Kinder auch, wenn sie eigene Naturkunstwerke erstellen können und dabei Materialien verwenden, die sie selbst im Garten gefunden haben. Auch Gartenexperimente finden Kinder spannend: Hier kannst du deinen Kindern wissenschaftliche Konzepte spielerisch näherbringen. Wie keimt ein Samen unter verschiedenen Bedingungen? Wie testet man eigentlich den ph-Wert des Bodens und wie viel Wasser verbraucht eine Pflanze, wenn man sie in unterschiedliche Töpfe pflanzt? Ältere Kinder lernen vielleicht etwas über die Photosynthese, ökologische Interaktionen oder den Lebenszyklus von Pflanzen.
Gemeinsames Teamwork
Wenn Gärtnern bei euch bisher eher ein Erwachsenending war, dann dürft ihr allerdings nicht sofort auf freiwillige Mitarbeit hoffen. Ganz nebenbei bemerkt, hat niemand Spaß bei etwas, zu dem er gezwungen wird. Wann immer dein Kind Interesse zeigt, binde es mit ein. Lass es beim Pflanzen, Ernten und Gießen helfen. Beantworte Fragen oder macht euch gemeinsam auf die Suche nach Antworten, die euch bei eurem Gartenprojekt voranbringen.
Langfristiges Gartenprojekt
Vielleicht habt ihr auch Lust auf ein längerfristiges Gartenprojekt? Das ist die optimale Gelegenheit, Kinder über einen längeren Zeitraum hinweg für etwas zu begeistern und ihnen zu verdeutlichen, dass gut Ding manchmal Weile haben will. Ganz nebenbei bekommen sie einen Einblick, wie die Planung und Umsetzung eines Projekts funktionieren und dass es am besten klappt, wenn alle mit anpacken.
Unser Tipp: Bei all der Euphorie jedoch unbedingt im Blick haben, dass ausschließlich ungiftige und kinderfreundliche Pflanzen in Reichweite stehen. Filigranes und Empfindliches ist eher ungeeignet für eifrige Kinderhände. Um deinen Nachwuchs bei Laune zu halten, sind z. B. schnell wachsende Pflanzen wie Sonnenblumen, Kresse oder Radieschen wunderbar geeignet.
Und last but not least: Perfektion hat bei der Gartenarbeit mit Kindern nichts verloren. Wer einen englischen Rasen haben möchte, sich an Unkraut stört, Dreck scheut oder Wert legt auf eine parkähnliche Optik im Garten, der sollte lieber ohne Kinder gärtnern. Hier stehen ganz klar der Spaß und das gemeinsame Tun im Vordergrund.
Text von Carolin Deutschmann